Bei Grundwasserkontaminationen an Altstandorten mit organischen Substanzen wie z. B. aromatischen Kohlenwasserstoffen (Benzol, Toluol, Ethylbenzol, Xylole - BTEX) wird häufig ein stationärer Zustand der Belastungssituation in Bezug auf die Höhe der Belastung und die Ausbreitung der gelösten Schadstoffe beobachtet. Unter Berücksichtigung des Alters der Kontamination und der Abstandsgeschwindigkeit des Grundwassers liegt somit vielfach eine erhebliche Retardation der Kontaminanten im Grundwasser vor. Dieser Zustand entspricht einem dynamischen Gleichgewicht, in dem der Schadstoffeintrag im Bereich der Schadensquelle durch konzentrationsmindernde Prozesse wie Dispersion, Sorption an Festphasen, Ausgasung in die ungesättigte Zone, Verdünnung oder mikrobieller Abbau kompensiert wird. In Anlehnung an die US-EPA werden diese natürlichen Rückhalte- und Abbauprozesse unter dem Begriff "Natural Attenuation" (NA) zusammengefasst. Eingehende Untersuchungen in den letzten Jahren haben gezeigt, dass insbesondere der natürliche mikrobielle Abbau (Intrinsic Bioremediation) von Kohlenwasserstoffen im Grundwasser ein Prozess ist, dessen Effizienz lange Zeit unterschätzt wurde.
Im Gegensatz zu den o. g. physikalisch/chemischen Vorgängen, welche im Wesentlichen nur eine Problemverlagerung in andere Umweltkompartimente bewirken, führt ein biologischer Abbau zu einer echten Destruktion der Schadstoffe. Daher stellt aus Gründen der Nachhaltigkeit der Nachweis natürlicher Abbaupotenziale sowohl für die Gefahrenbeurteilung im Zuge der Gefährdungsabschätzung als auch für die Sanierungsuntersuchung bzw. Sanierung von Schadstofffahnen im Grundwasser ein wichtiges Instrumentarium im Rahmen von NA-Untersuchungen dar.
BTEX-Belastungen im Grundwasser werden bislang häufig durch aktive technische Sanierungsverfahren wie "pump & treat mit Aktivkohlereinigungsstufe" behandelt, wobei das Erreichen von Sanierungszielwerten oft mit einem viel höheren Zeit- und Kostenaufwand verbunden ist als ursprünglich geplant. Daher zeigen aktive Sanierungstechniken insbesondere bei kleinräumigen oder auch lokalen Grundwasserbelastungen oftmals eine erhebliche Unverhältnismäßigkeit bei der Kosten-/Nutzen-Betrachtung, so dass NA-Prozesse hier eine kosteneffiziente Alternative versprechen. Daher wird von den Schadenseignern und auch den zuständigen Behörden der Wunsch geäußert rasch Rechtssicherheit zu schaffen, indem ein fundiertes wissenschaftliches Fundament erarbeitet und eine allgemein anerkannte Vorgehensweise hinsichtlich NA abgeleitet wird, welche im Einzelfall um spezifische Prüfungen zu ergänzen sind.
DOI: | https://doi.org/10.37307/j.1864-8371.2003.03.02 |
Lizenz: | ESV-Lizenz |
ISSN: | 1864-8371 |
Ausgabe / Jahr: | 3 / 2003 |
Veröffentlicht: | 2003-06-01 |
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